Yamada Rôshi hat als Laie, unterstützt durch seine Frau Kazue Yamada, während Jahrzehnten «neben¬amtlich» im San Un Zendo in Kamakura unzäh¬lige Menschen aus Ost und West, darunter auch Pater Lassalle, auf dem Zen-Weg geführt. Dabei machte er durch seine Unterweisung und seine Haltung stets deutlich, dass Zen kein System von Sätzen, Begriffen und Übungen ist, das unter Ausschluss aller anderen spirituellen Wege befolgt werden müsste. Der Generalobere der Jesuiten, Pater Peter-Hans Kolvenbach, dankte ihm in ei¬nem Brief vom Dezember 1986 für seine großher¬zige und offene Haltung sowie für seinen unermüdlichen Einsatz: «Ihre (Yamaha) erleuchtete Führung hat vielen Menschen geholfen, ihre religiöse Erfahrung zu vertie¬fen und ihr Leben der Kontemplation und des Gebetes zu festigen. Sie haben auch wesentlich den Dialog zwischen Buddhismus und Christentum angeregt und den Aufbau einer friedvolleren und geeinten Welt gefördert.»
Lebhaft in Erinnerung bleiben den Teilnehmenden die Tee-Gespräche nach dem abendlichen Zazen, bei de¬nen Yamada Rôshi öfter über die Weltsituation gesprochen und sich Gedanken gemacht hat über die Zukunft der Menschheit. Er verfolgte zum Beispiel mit regem Interesse die Geschehnisse auf den Philippinen und reiste mehr als einmal dort¬hin, um eine Zen-Gruppe in ihrem Engagement für mehr Gerechtigkeit und Frieden zu unterstüt¬zen.
Für Yamada Rôshi war das grösste Menschheitsproblem die Armut. Dieses Problem könne nicht von den Vereinten Nationen oder den christlichen Kirchen allein gelöst werden. „Wir alle müssen uns in ge¬meinsamer Anstrengung die Hände reichen. Könnten nicht Zen und Christenheit in dieser ge¬meinsamen Zielsetzung zusammenarbeiten? fragte Yamada gelegentlich.
Yamada Rôshi, der langjährige Lehrer von Niklaus Brantschen und Pia Gyger, hat mit seiner Bereitschaft für den interreligiösen Dialog und seiner Offenheit gegenüber der Not der Welt die Glassan-Lassalle-Linie wesentlich mitgeprägt. Brantschen konnte alle Kôan, inklusive der Fünf Grade, der Drei Schätze und der Zehn Grossen Gebote bei ihm lösen. Pia Gyger hatte die Möglichkeit, nach dem Tode Yamadas bei Aitken Rôshi die Kôan-Schulung zu beenden.