Zeitzeugen

Wie können wir Menschen unterstützen, die sich für andere einsetzen? Hier möchten wir Menschen vorstellen, die von ihren Erfahrungen in der Flüchtlingsarbeit berichten.

Natsnet – Eine Frau aus Eritrea

Ein Portrait von Regina Grünholz, via integralis Seit September 2016 wohnt sie bei mir. Natsnet ist 20. Ihr Name bedeutet auf Tigrinya, der Sprache Eritreas: Freiheit. Sie ist drei Jahre nach Beendigung des Bürgerkriegs geboren. 1993 erreichte das Land die Unabhängigkeit von Äthiopien. Ihr Vater Mehari, ca. 60 Jahre alt – das genaue Geburtsdatum ist den Eritreern dieser Generation nicht so wichtig – soll eine Schule geleitet haben. Die Mutter Senait ist etwas jünger und hat 7 Kinder zur Welt gebracht. Sie ist Analphabetin. Auf ihrer Stirn ist ein blaues Kreuz eintätowiert, … das sie als Christin kennzeichnet. Sie besucht hier einmal pro Woche einen Deutschkurs. Sie kann zurzeit gerademal ihren Namen schreiben. Tigrinya hat ein ganz anderes Schriftbild, es wirkt ein bisschen wie ein orientalisches Muster. Einige Worte stammen noch aus der italienischen und englischen Kolonialzeit. Der Vater geht täglich in den Deutschintegrationskurs und zur Kirche. Aber er spricht und versteht deutsch nicht gut. Natsnet findet, er gehe die Sache zu verkrampft an. Ausser zur Kirche – die Orthodoxen dürfen hier oft katholische Kirchen …

Tagebuch aus Lesbos

Aus dem Tagebuch einer Freiwilligen Helferin in einem Flüchtlingslager in Lesbos/Griechenland. Februar 2016: Ich habe meine Pläne geändert und die Nachtschichten im Verteilerzelt von Moria übernommen. Die Menschen kommen völlig durchnäßt und unterkühlt aus den Booten. Es muss schnell gehen. Wir teilen trockene Kleidung und andere notwendige Sachen an sie aus. Vor einigen Nächten standen vielleicht zwanzig kleine Kinder vor uns, triefend nass und eiskalt. Es war das totale Chaos. Ein kleines Mädchen schrie markerschütternd, ununterbrochen. Jemand sagte mit Hilfe eines Übersetzers, sie schreie schon die ganze Überfahrt, weil sie ihren Bruder wieder haben will. Wir erfahren nicht, was mit ihrem Bruder geschehen ist. Gestern Nacht dagegen war es ganz ruhig. Dann wird uns klar: Es ist ruhig, weil keines der Boote die Überfahrt aus der Türkei nach Griechenland geschafft hat. Tatsächlich sind in dieser Nacht etwa hundert Menschen, unter ihnen viele Kinder, ertrunken. Quelle:  Dieter Duhm, Flüchtlingshilfe – das Bild internationaler Solidarität – in: Nachrichten und Gedanken aus Tamera, Februar 2016. zum Artikel Das ganze Tagebuch von Dara Silverman im Orginal (englisch): hier   …