Hintergrund

Yamada Koun Roshi

Yamada Rôshi hat als Laie, unterstützt durch seine Frau Kazue Yamada, während Jahrzehnten «neben¬amtlich» im San Un Zendo in Kamakura unzäh¬lige Menschen aus Ost und West, darunter auch Pater Lassalle, auf dem Zen-Weg geführt. Dabei machte er durch seine Unterweisung und seine Haltung stets deutlich, dass Zen kein System von Sätzen, Begriffen und Übungen ist, das unter Ausschluss aller anderen spirituellen Wege befolgt werden müsste. Der Generalobere der Jesuiten, Pater Peter-Hans Kolvenbach, dankte ihm in ei¬nem Brief vom Dezember 1986 für seine großher¬zige und offene Haltung sowie für seinen unermüdlichen Einsatz: «Ihre (Yamaha) erleuchtete Führung hat vielen Menschen geholfen, ihre religiöse Erfahrung zu vertie¬fen und ihr Leben der Kontemplation und des Gebetes zu festigen. Sie haben auch wesentlich den Dialog zwischen Buddhismus und Christentum angeregt und den Aufbau einer friedvolleren und geeinten Welt gefördert.» Lebhaft in Erinnerung bleiben den Teilnehmenden die Tee-Gespräche nach dem abendlichen Zazen, bei de¬nen Yamada Rôshi öfter über die Weltsituation gesprochen und sich Gedanken gemacht hat über die Zukunft der Menschheit. Er verfolgte zum Beispiel mit regem Interesse die Geschehnisse auf …

Kanzeon Maria

Kanzeon (jap.) ist im Zen-Buddhismus ein weiblicher Bodhisattva des Mitgefühls, in unzähligen Darstellungen abgebildet, oftmals mit tausend Händen und tausend Augen, welche die Schmerzensschreie der Menschen hört und reagiert. Die Analogie zu Maria – in der christlichen Ikonographie oft dargestellt in der Gestalt der Schutzmantelmadonna – ist unabhängig von kulturellen Hintergründen nicht zu übersehen: Über die Jahrhunderte hinweg ein bewegendes Zeugnis menschlichen Empfindens angesichts menschlichen Leidens in der Welt. Die Stele wurde von einem japanischen Künstler auf dem Grab von Yamada Roshi (gest. 1990) und seiner Frau Kozue (gest. 2007) in Kamakura geschaffen. Für Yamada Roshi war die die globale Ungerechtigkeit im 20. Jahrhundert eine zentrale Herausforderung der ganze Menschheit, der sich auch die Religionen nicht entziehen dürfen. Anna Gamma Roshi, Luzern/CH, schreibt dazu: „Heute ist eine solche Kanzeon-Maria-Figur auf dem Grabmal von Yamada Roshi in Kamakura/Jp zu finden, einem Zen-Meister, der im vergangenen Jahrhundert auch mehreren Christinnen und Christen die offizielle Zen-Lehrerlaubnis erteilte. Das Besondere an dieser Statue ist, dass diese Kanzeon die Erde liebevoll wie ein Kind in ihren Händen hält. Der Künstler …

Wohin geht der Mensch?

Hugo E. Lassalle SJ (1898-1991): Diese Frage ist wohl die Frage unserer Zeit. In verschiedensten Schattierungen kommt sie zum Ausdruck. In den meisten Fällen steht Besorgnis im Hintergrund, Besorgnis nicht nur um einzelne sondern um die Menschheit als Ganzes. Die Menschheit steht an einem Wendepunkt. Das Problem des Weltfriedens ist in erster Linie eine Frage des menschlichen Herzens. In der gegenwärtigen Weltstunde kommt der Mensch nicht zur Ruhe, wenn es ihm nicht gelingt, sich diese neue Dimension, das neue Bewusstsein, zu eigen zu machen. Das muss jeder Mensch selbst tun. Wir sollten nicht weit von uns entfernt suchen, sondern uns bemühen, im täglichen Leben Menschen des Friedens zu sein. Viele Erscheinungen unserer Zeit sind als die Geburtswehen des neuen Menschen anzusehen. Die Menschheit leidet unter dieser Geburt ebenso wie jede Mutter, die ein Kind zur Welt bringt. Gerade an diesem Punkt kommt es auf Meditation an: vor allem die ungegenständliche Meditation wie Zen befähigt uns, den latenten Dualismus und die daraus resultierende Feindschaft mit der Folge des Krieges aufzufangen und das kosmische Ganze als Einheit …

Was ist wirklich?

Ein anstrengender Arbeitstag liegt hinter mir. Ich gehe die Treppe zum Meditationsraum hinunter… In meinen Gedanken tönen noch die Echos von Begegnungen und Gesprächen dieses Tages, und einen Moment zögerte ich, ob ich den Abend nicht doch am PC mit den hängigen Mails verbringen sollte, da stelle ich lächelnd fest, wie mein Körper schon entschieden hat: Er weiss, wie gut mir der wöchentliche Meditationsabend tut…

Biografie von Hugo E. Lassalle

Alles hat mit sozialer Arbeit angefangen Hugo Lassalle wird am 11.11.1898 in Deutschland geboren. Unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs tritt er 1921 in den Jesuitenorden ein. Nach Studium und Priesterweihe kommt er 1929 als Missionar nach Japan: „Ich ging nach Japan mit zwei Ideen im Kopf: Im Armenviertel zu wohnen und Zen konkret und praktisch kennen zu lernen.“(Zitate  aus H. Lassalle, Mein Weg zum Zen. Köselverlag, im folgenden als „H. Lassalle“ gekennzeichnet) Wenig später bezieht er ein kleines Mietshaus in einem Slum, in dem Menschen, die 1923 beim großen Erdbeben Hab und Gut verloren haben, unter einfachsten Bedingungen leben. Zusammen mit ein paar Studenten organisiert er zunächst eine Kinderbetreuung mit Unterricht, Gesundheitsfürsorge und Kinderspeisung. „Das Motiv für meine Arbeit im Armenviertel war geprägt durch die schlichte christliche Nächstenliebe, und die sollte nicht theoretisch bleiben, sondern in der Praxis konkret werden, im Leben mit den Armen.“(H. Lassalle) Im Laufe der Zeit entsteht daraus ein stattliches Sozialwerk, das bis heute erfolgreich funktioniert Diese Aktivitäten betreibt Lassalle im Ehrenamt neben seiner Hauptaufgabe: die Lehrtätigkeit an der Sophia-Universität und …