Autor: Bernhard Stappel

Japanische Grüsse

Monika Risse, Kyoto im Oktober 2018 Warum ich immer wieder nach Kyoto gehe, werde ich oft gefragt. Um es vorwegzunehmen: Nein, ich habe keinen Liebhaber da! Und es gibt Stimmen, die sagen, ich würde es machen, damit ich unsere unglaublich riesige Hecke im Herbst nicht schneiden müsste. Auch das ist nur der kleinste Teil der Wahrheit. Auf Japanisch würde ich auf die Frage nach dem Warum erst einmal ein langgezogenes: „Sooo des neeeeeeeeeeeee…“ antworten, was in etwa heisst: „Hmmmm, lass mich mal darüber nachdenken…“. Auch ich frage mich immer mal wieder, was es denn eigentlich ist, das mich hierher zieht. Und wenn ich dann da bin, ist die Antwort ganz einfach: Wegen dem Japangefühl! Das zu beschreiben ist schon etwas schwieriger, damit es nachvollziehbar wird, aber ich will es versuchen: Da sind erst mal die Menschen, die mir so freundlich, aufmerksam und achtsam erscheinen. Ein Nicken als Radfahrer oder Fussgänger als Zeichen: Ich habe wahrgenommen, dass du mir den Vortritt lässt, oder dass ich dir gerade den Weg abgeschnitten habe. Und entgegen dem Klischee erlebe …

Interview mit Juris Rubenis

Via Integralis (VI): Juris, Wir sind seit Jahren miteinander unterwegs. Mit Freude und Respekt haben wir miterleben dürfen, wie Du in Lettland einen eigenen Zweig der Via Integralis aufgebaut hast. Magst Du uns erzählen, was Via Integralis für Dich bedeutet und in welcher Weise es Dich in Deinem Engagement prägt und bewegt? JR: Schon vor mehr als 20 Jahren, fingen Bücher über Meditation und spirituelle Übungen an mich anzusprechen. Anfänglich habe ich auf dem Selbstlernweg Meditieren geübt. Dann hatte ich jedoch bald das Bedürfnis nach einem Lehrer und einer praktizierenden Gemeinschaft. In Lettland bestand dazu keine Möglichkeit. Bei der Suche nach einer entsprechenden Schule in Europa stieß ich im Internet auf Kurse, die das Lasalle Haus anbot. Ich bin zum ersten Einführungskurs, den Marcel Steiner leitete gefahren und fühlte buchstäblich (ich habe gelernt solchen tiefen Gefühlen in mir zu vertrauen) – hier muß ich bleiben. Ich erfuhr mehr über die LKS und war erstaunt darüber, daß diese Schule sich als genau das herausstellte, wonach ich suchte! Mich sprachen sehr die Leiter und das Konzept der …

Gebet als Selbstgespräch – eine Buchbesprechung

Johannes Kopp: Gebet als Selbstgespräch Gebet und Koan als Beziehung zu Gott in mir Eine Buchbesprechung von Regina Grünholz Der deutsche Pallotinerpater Johannes Kopp (1927–2016) wirkte unter dem japanischen Namen Ho-un-Ken Roshi viele Jahre in Deutschland als Zen-Meister und gehörte zusammen u.a. mit unseren Gründern Pia Gyger und Niklaus Brantschen zur ersten Generation christlicher Zen-Lehrer, die durch das Beispiel Hugo Enomya-Lassalles motiviert in Japan ihre Zen-Schulung erhielten; Lassalle, der ja unserer Kontemplationsschule den Namen gibt. 1985 erlangte Kopp durch Yamada Koun Roshi in Kamakura, Japan, die Lehrbefähigung. 2006 bestätigte der heutige Leiter von Sanbo-Zen, Yamada Ryoun Roshi, seine Ernennung. Das vorliegende Buch Gebet als Selbstgespräch, erschien 2015, also ein Jahr vor seinem Tod. Ausgangspunkt für das Buch war eine Frage, die während der Veranstaltung „Tag der Priester und Diakone im Bistum Essen“ im Jahr 2014 an Kopp gerichtet wurde: Wie sei die These eines Mitbruders zu verstehen, daß die Heilige Schrift, sollte sie zu einer Glaubenserfahrung führen, sich nur über den Koanweg erschliesse? Dies in Worte zu fassen, hat ihm sein Lehrer, Yamada Koun Roshi, …

Action and Contemplation – Einblicke…

in die Kontemplationsschule von Richard Rohr Ein Bericht von Hans Meier und Helena Shang-Meier, Brunnen/CH Im Frühjahr d.J. besuchte uns ein alter Freund und früherer Arbeitskollege von Hans: Marc-Andre von Allmen. Wir kennen Marc schon lange als einen unermüdlich spirituell suchenden Menschen, der schon bei verschiedenen spirituellen Lehrern praktiziert hat und mehrfach in sozialen Projekten in anderen Ländern engagiert war. Er erzählte uns ausführlich von seiner 2-jährigen Ausbildung in Kontemplation und christlicher Mystik, die er 2015-2017 am „Center for Action an Contemplation (CAC)“ als einziger Schweizer in Albuquerque/New Mexico absolvierte. Das CAC ist eng mit dem Namen seines Gründers, Richard Rohr, verbunden. Marc´s Bericht war für uns sehr inspirierend. Die Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede zur Ausbildung der via integralis sind erstaunlich. Vor allem aber spüren wir das gemeinsame Anliegen, Aktion und Kontemplation zu verbinden und erkennen die viele kreativen Ideen und Ansätze, die im CAC umgesetzt werden. Voneinander lernen? Wir geben hier gerne die wesentlichen Informationen an die LeserInnen des Newsletters weiter. Die Kontemplationsschule und seine drei Gründer: Das Ausbildungsprogramm des CAC wurde im Jahr …

Halbzeit im vierten Ausbildungslehrgang – ein Zwischenbericht

Als Teilnehmerin komme ich gerne der Bitte nach, für diesen vierten Ausbildungslehrgang der via integralis einen persönlichen Zwischenbericht zu schreiben. Ich beginne mit dem, was mich von Anfang an mit Freude erfüllt hat: die bunte Mischung der 21 Teilnehmenden. Und dieses Gefühl nimmt nicht allmählich ab durch Gewöhnung, es hat eher zugenommen im Verlauf der bisherigen Veranstaltungen. Die Vielfalt zeigt sich vor allem in den unterschiedlichen Vorerfahrungen und persönlichen Zugängen zur Kontemplation selber, die direkt ins Kursgeschehen einfließen: Da sind die einen, die von der Praxis des Zen her kommen und nun durch die inspirierenden Vorträge die Schätze der christlichen Mystik und Theologie entdecken. Andere, zu denen auch ich gehöre, sind als Übende der christlichen Kontemplation erst kürzlich oder schon vor längerer Zeit zur via integralis gestoßen. Auch wenn die meisten von uns mit den Zen-Ritualen durch die langjährige Teilnahme an via integralis-Wochen vertraut sind, wurden wir durch den Crashkurs Buddhismus und die Perspektive östlicher Spiritualität ziemlich herausgefordert, aber auch beschenkt. Eine dritte Gruppe von Teilnehmenden sind jene, die über nicht-religiöse Achtsamkeitswege wie etwa das …