Monate: November 2018

Komm und sieh!

Einführungstage zu den Vertiefungswegen der via integralis „Komm und sieh!“ – so lautet das gemeinsame Programm für die beiden spirituelle Vertiefungswege, welche in der via integralis gepflegt und angeboten werden: Der WEG der Schlüsselworte und der WEG des NADA. Das Programm wurde erstmals beim Jahrestreffen der Lehrer-Gemeinschaft im Januar 2018 vorgestellt. Im September fanden unter der Leitung von Bernhard Stappel und Hildegard Schmittfull Workshops statt, bei denen die Teilnehmenden selber „hineinschmecken“ und „erfahren“ konnten, was es damit auf sich hat. Regina Grünholz als Teilnehmerin hat für den Newsletter ein paar persönliche Eindrücke festgehalten. Die Workshops am Nachmittag dauerten je 90 Minuten, wurden parallel geführt und einmal wiederholt. So konnten alle Teilnehmenden beide Workshops besuchen. Geboten wurde eine kurze Selbsterfahrung mit anschliessendem Austausch für beide Übungswege. In der Kürze des Setting lag die besondere Herausforderung für die beiden Leiter Hildegard Schmittfull und Bernhard Stappel. So wurde auch im Austausch explizit die Erfahrung der Verbundenheit als meditierende Gruppe hervorgehoben. Es fühlt sich eben anders an, wenn man alleine sitzt oder mit anderen zusammen. Die gesammelte Meditationskraft ist …

„Vive le Moment“

Spiritueller Impuls von Norbert Kasper Auf meinem Tisch steht ein Kerzenglas, dessen Kerze immer dann brennt, wenn ich mir eine kleine Unterbrechung mit einem Espresso gönne. Es ist ein Glasbecher von Gauloises mit dem aktuellen Werbeslogan der Zigarettenmarke. „Vive le Moment“ prangt darauf. Diese Erinnerung ist mir sehr wichtig. Sicherlich steht Gauloises für französische Lebensart, und ich beneide die Franzosen immer wieder für ihre Art, das Leben zu genießen. Es ist aber zu bezweifeln, ob es Zigaretten ermöglichen, auf Dauer das Leben zu genießen. Das wissen wir ja alle. Und doch ist da etwas dran. Jeder, der einmal geraucht hat, weiß um die Bedeutung der Zigarette, Oft musste man die aktuelle Tätigkeit unterbrechen, um „eine rauchen zu können“. Später durfte man dann sogar eigens dafür ins Freie gehen… Ich habe diese Zeiten, am besten alleine für mich, in sehr guter Erinnerung. Da habe ich das praktiziert, was der Werbeslogan versprach: „Vive le Moment“ – „Es lebe der Augenblick“! Ich schätze diese Erinnerung und ich lass mich von meinem Lichtglas gerne daran erinnern, wie wertvoll der …

Meditieren in Solothurn

Grusswort Liebe Frau Grünholz , liebe Gäste, herzliche Gratulation zur Eröffnung des Meditatonsraums Yume. Ich wünsche Frau Dr.Grünholz viel Erfolg und ein gutes Gedeihen des Raums. Im 2015 hat mich Frau Grünholz in meinem Atelier besucht. Sie wünschte sich damals eine ganz spezielle Kalligraphie. Wir haben zusammen das Thema Yume ausgewählt. Das Kanji-Zeichen „Yume“, der Traum, war das Testament des berühmten Abts und Zen-Meisters Takuan. Takuan (1573 bis 1645) war einer der bedeutendsten Zenmeister Japans. Er hat sich zeitlebens mit dem Anliegen „Yume“ beschäftigt. Er schrieb über 100 Gedichte (z.T. Kurzgedichte) zu diesem Thema. Takuan starb 1645 im Alter von 72 Jahren. Über sein Vermächtnis kursiert folgende Anekdote: Als der alte Meister krank wurde und sich sein Tod näherte, baten ihn seine versammelten Schüler, ein Gedicht zu schreiben. Es war üblich in Japan vor dem Tod ein Gedicht als Vermächtnis zu schreiben. Takuan nahm einen Pinsel und schrieb mit letzter Kraft das einzige Zeichen „Yume“ als letzten Wunsch. Dann legte er den Pinsel zur Seite. Takuan wollte mit dem Zeichen Yume folgendes weitergeben: Das Leben …

Schalom – Dasein für Frieden

Bernd Schille, Kontemplationslehrer der via Integralis und freier Seelsorger, Teilnehmer am 2. Lehrgang wurde 2011 von Pia Gyger und Niklaus Brantschen zum Kontemplationslehrer ernannt. Er gründete zusammen mit seiner Frau Christiane Singer-Schille vor 18 Jahren in Theley das ANSHIN SCHALOM ZENtrum für Kontemplation und Spirituelle Begleitung. In den letzten drei Jahren wurden ihre Aktivitäten zunehmend mit dem Anliegen des Friedens verbunden. Was da gewachsen ist, schildert Bernd Schille in diesem sehr persönlichen Rückblick. Wie Edith Stein mich nach Ausschitz-Birkenau rief: 09.08.1942 – 09.08.2009 2009 am 09.08. kontemplierte ich zusammen mit einer Besuchergruppe im ehemaligen Konzentrationslager Ausschwitz im Abschnitt Birkenau. Es war Sonntagmorgen, der Wind blies kühl und kräftig. Über mir wölbte sich ein tiefblauer, glasklarer Sommerhimmel im Lagerabschnitt Birkenau, nahe dem Ort, wo Edith Stein damals am selben Tag im August, dem 09.08.1942 im Gas den Tod fand und anschließend verbrannt wurde. Warum ich hier landete, beruhte auf einem unscheinbaren Impuls, nicht auf einer vernünftigen Absicht. Der Todestag von Edith Stein, der 9. August, ist mein Geburtstag, ein Zusammenhang, der mir erst beim Hinflug bewusst …

Abschied von Ernst-Werner Göseli

Am 9. November 2018 ist Ernst Werner Widmer-Göseli nach langer Krankheit verstorben. 1937 geboren führte er ein langes, volles Leben. Mit seinem Leben, im Umgang mit seiner Krankheit und schliesslich im Sterben, war er über Jahre für viel Menschen in seiner Umgebung eine Inspiration. Ernst Werner war seit Anfang der via integralis mit dabei und hat als Mitglied des ersten Lehrganges zu unserem Wachstum beigetragen. Seine Tätigkeit als Kontemplationslehrer und die Aufgabe andere auf einem spirituellen Weg zu begleiten, war ihm sehr wichtig. Aufgrund seiner Krankheit war er seit vielen Jahren zunehmend an sein Zuhause in Stäfa gebunden. Trotz dauernder Schmerzen blieb er seinen Mitmenschen sehr verbunden. Wir waren als Weggefährten auf dem Zen-Weg und als via integralis Kollegen eng verbunden. Seine herzliche Art und sein Wohlwollen, das er durch ermunternde und aufbauende Worte offenbarte, haben mich jeweils aufs Neue gefreut. Mehr und mehr gezeichnet von seiner Krankheit schrieb er mir und einigen anderen via integralis Kolleginnen und Kollegen Ende August, dass er sich entschlossen habe, den Sterbe-Fasten-Prozess einzuleiten. Seine Motivation hierzu fasste er so …